Am 16. Dezember 1988 erfolgte eine Unterstellung und Eingliederung der Kampfschwimmerkompanie, gemeinsam mit der Strandmeisterkompanie, in das neu aufgestellte Seebataillon.
Am 1. April 1989 feierte die Kompanie ihr 25-jähriges Bestehen. Sechs Monate vor den Ereignissen, die zur Wende und schließlich zur deutschen Wiedervereinigung führten. In den 1980er Jahren wurde der Kampfschwimmerkompanie durch die strategische Marinekriegsführung ein klar umrissenes Auftragspaket übertragen.
Die Kampfschwimmerkompanie stellte Kräfte, die als „eigenständiges Seekriegsmittel“ im Verteidigungsfall einen deutlichen Beitrag zum Schutz der Flotte leisten sollten. Durch Bereitstellung entscheidungsrelevanter Aufklärungsergebnisse, teilweise weit hinter feindlichen Linien, sowie durch das Stören, Lähmen oder Ausschalten von Bedrohungen oder möglichen Bedrohungen für Kräfte der Flotte galt es zeitliche Freiräume für eigene Maßnahmen zu schaffen.
Die Kampfschwimmer dokumentierten ihre Vielseitigkeit und bewiesen, dass sie das geforderte Einsatzspektrum erfolgreich bewältigen konnten. Es konnten die Einsätze über und unter Wasser, im Strand- und Küstenbereich sowie tief im Landesinnern, einschließlich gebirgiger und unwirtlicher Regionen, sowie aus der Luft durchgeführt werden.
Die Beschaffung der dringend benötigten Ausrüstungen, wie Speedbooten und Spezialwaffen, führten zu einer deutlichen Leistungs- und Fähigkeitserweiterung und -verbesserung. Erstmalig waren alle Dienstposten der Kampfschwimmer in dieser Dekade besetzt. Die Kampfschwimmer konnten ihre Vielseitigkeit und ihr Fähigkeitsspektrum gezielt ausbauen. Combat Boarding auf Schiffe und Bohrinseln, besondere Berge- und Rettungsverfahren wurden geübt und der Einsatz in unterschiedlichen Klimazonen erfolgte durch die immer stärker werdende internationale Zusammenarbeit. Die Kampfschwimmer waren bereit auch für eine Zukunft, in deren Mittelpunkt die Krisen- und Konfliktbewältigung stehen sollte.
Am 5. September 1972 drangen acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ in das Olympische Dorf in München ein. Sie nahmen elf Geiseln. Im Zuge einer Befreiungsaktion durch die bayrische Polizei starben alle Geiseln, drei der Entführer überlebten. Am 26. September 1972,also 21 Tage nach München, wurde die zweite deutsche Spezialeinheit gegründet, die Grenzschutzgruppe 9 (GSG9).
Einige Zeit nach der Aufstellung besuchte eine Delegation von Grenzschutzbeamten, darunter ihr erster Kommandeur und mit ihrem Aufbau beauftragte OTL/Polizeidirektor (BGS) Ulrich Wegener, die Kampfschwimmerkompanie. Man informierte sich über Auftrag, Ausrüstung und Taktiken. Wegener strebte den Aufbau eines maritimen Anteils bei der GSG9 an. Der Aufbau dieses amphibischen Zuges der GSG9 wurde maßgeblich von der Kampfschwimmerkompanie unterstützt. Die GSG9 schickt jährlich Beamte zur Tauchausbildung in die Ausbildungsinspektion nach Eckernförde und mindestens einmal im Jahr findet eine wassergestützte Anti-Terrorübung zusammen mit den Kampfschwimmern statt. Grundlage hierfür ist eine interministerielle Übereinkunft zur gegenseitigen Unterstützung bei Ausbildung und Ausrüstung, die 1980 durch den damaligen Innenminister und den Verteidigungsminister beschlossen wurde.
Ein weiteres Ereignis sollte die Entwicklung der Einheit vorantreiben. Der Befehlshaber der Flotte war zu einem ganztägigen Besuch in der Kampfschwimmerkompanie. Er überzeugte sich von deren Fähigkeiten (Die NATO war an die Bundesmarine mit der Frage nach der Einsatzfähigkeit der Kampfschwimmer herangetreten.). Daraufhin nahmen die Kampfschwimmer vermehrt an NATO-Übungen teil. Unter anderem mit Dänen, Franzosen und Engländern. Verstärkt wurde die Zusammenarbeit mit den 10th Special Forces der Amerikaner in Bad Tölz und besonders mit den US Navy SEALs, die ein SEAL-Detachment auf Kreta betrieben.
Die Deutschen profitierten sehr von den Erfahrungen der Amerikaner im kombinierten Landkampf, also die Annäherung von See, über Flüsse und Übergang zu Operationen an Land, wie zum Beispiel in Vietnam. 1973 besuchten die ersten SEALs Eckernförde/Carlshöhe. Unter ihnen Pete Wikul, der 2009 als aktiver Navy SEAL im Dienstrang eines Kapitäns zur See pensioniert wurde. Für die SEALs stand die deutsche Unterwasserfähigkeit im Vordergrund, die sie gerade durch den Vietnamkrieg vernachlässigt hatten. Besonders das Tauchen mit dem LAR II, dem Kreislaufgerät der Firma Dräger, beeindruckte die Amerikaner. In Folge dessen wurden beide SEAL Teams mit dem Gerät ausgestattet und 1975 ein Personalaustauschprogramm mit dem SEAL Team TWO, das bis heute Bestand hat, ins Leben gerufen. Die SEAL Teams und Special Boat Teams sind ebenfalls seitdem mindestens einmal im Jahr zu Gast in Eckernförde.
Aus vornehmlich Platzgründen verlegte die Kompanie am 1. Oktober 1974 von der Kaserne Carlshöhe in die in den 1960er Jahren gebaute Kaserne Eckernförde – NORD, in der für Material und Ausrüstung entsprechend Platz geschaffen wurde. Im neuen Gebäude konnte die Kompanie zusätzlich mit einem Ausbildungszug, die Stabsgruppe mit einem Stabsarzt und einem Fallschirmprüfer aufgestockt werden. Besonders mit dieser Umgliederung zeichnete die Kompanie für die Ausbildung neuer Kampfschwimmer eigenverantwortlich und konnte bedingt durch die neu gebaute Taucherübungshalle an einem Standort zusammengefasst werden. Auch der Auftrag wurde spezifiziert. U. a. hieß es: Kampfschwimmereinsatz gegen Schiffe, Docks, Hafenanlagen, Schleusen usw. soweit marinetaktisch wichtig, Stranderkundung einschließlich der Erkundung des Hinterlandes, besondere Kampfaufträge über und unter Wasser sowie an Land.
Die 1970er Jahre waren für die Kompanie ein Jahrzehnt der Neuausrichtung. Das Erlernen von Landkampftaktiken stellte die Weichen für eine neue aktivere Rolle im Rahmen der Verteidigungsplanung des Flottenkommandos. Die Kampfschwimmer sollten als Seekriegsmittel offensive Kampfaufträge zugeteilt bekommen. Auftrag, Fähigkeiten sowie Gliederung entsprachen im Grundsatz den Forderungen an moderne Spezialkräfte. Die Kampfschwimmer traten aktiv in das Bewusstsein der Flotte und sollten als offensives Seekriegsmittel der Marine genutzt werden. Der Kompanie wurden Angriffsziele im Falle des drohenden OST-WEST- Konflikts zugewiesen. Hauptsächlich handelte es sich hierbei um Ziele auf den Territorium der ehemaligen DDR. Die Kampfschwimmer wurden für Aufträge vorgesehen, bei denen eine Lagebeurteilung vor Ort zwingend notwendig war. Andernfalls hätte ein Jagdbomber dieselbe Wirkung erzielen können. Zum Teil waren bis zu 30 Kilometer Anmarschweg in das Landesinnere vorgesehen.
Am 1. Juli 1963 wurde der Kampfschwimmerzug als abgesetzter Zug unter seinem Zugführer OLt z S Bernd Kielow von Borkum nach Eckernförde Carlshöhe verlegt. Mit dem Aufstellungsbefehl Nummer 124 befahl der Inspekteur der Marine am 1. April 1964 den Aufbau zu einer selbstständigen Kompanie. Ihre Unterstellung wurde in diesem Befehl unter Punkt 3 folgendermaßen geregelt:
3. „Die Kampfschwimmerkompanie wird truppendienstlich und für den Einsatz dem Kommando der Amphibischen Streitkräfte unterstellt.“
Punkt vier beinhaltete die Aufgaben:
4.1 Hauptaufgaben
a.) Kampfschwimmereinsatz gegen Schiffe, Docks, Hafenanlagen, Schleusen, usw.
b.) Stranderkundung
c.) Besondere Einsätze
4.2 Nebenaufgaben
a.) Durchführung der Abschlussausbildung für den Kampfschwimmereinsatz
b.) Inübunghaltung der Kampfschwimmer, die in zulageberechtigten Stellen der Kampfschwimmerkompanie verwendet werden und der sonstigen Soldaten mit Kampfschwimmerausbildung, wenn diese zur Inübunghaltung durch die personal bearbeitenden Stellen verpflichtet sind.
Erster Kompaniechef wurde KptLt Günter Heyden. Die Kompanie war wie folgt gegliedert: eine Stabsgruppe, drei Kampfschwimmerzüge – ein schwerer Zug, ein leichter Zug und ein Stranderkundungszug.
Im entfernten Emden kam es am 1. Oktober 1969 zu einer Umstellung, die aber für die Kompanie ohne Auswirkungen war. Die „Amphibische Gruppe“ wurde in „Amphibische Transportgruppe“ umbenannt.
Die Ausbildung neuer Kampfschwimmer fand weiterhin bis 1967 unter KptLt Völsch statt. Die Hallenausbildung wurde in List/Sylt, die Freiwasserausbildung in Eckernförde und Olpenitz durchgeführt. Als externe Lehrgänge wurden der Einzelkämpferlehrgang, der Fallschirmspringerlehrgang sowie der Absetzerlehrgang an der Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt besucht. Die Sprengausbildung erfolgte an der Marine Unterwasserwaffenschule. Zusätzliches Ausbildungspersonal wurde ständig von der aktiven Kompanie abgestellt, um auch so die Ausbildung an die spezifischen Anforderungen anzupassen. Eines der größten Probleme der damals jungen Kompanie war die Materialbeschaffung. So wurde zu Beginn das Sauerstoff-Kreislaufgerät Lt-Lund-II benutzt. Ein Gerät, das in wasserfestem Gewebe als Grundträger eingebaut war. Es erwies sich als zu verletzlich und wurde 1966 durch das lungenautomatische Regeneriergerät II (LAR II) – ein gekapseltes und vor der Brust getragenes Gerät des Herstellers Dräger – ersetzt. Ein Qualitätssprung, der andere internationale Einheiten ebenfalls zur Beschaffung animierte. Die Kompanie verbrachte viel Zeit mit dem Training und der Teilnahme an Übungen.
Eine bemerkenswerte Übung sei hier erwähnt: Unter dem Namen „HOP CROC“ (Hopping Crocodile) wurde im Übungsgebiet in der Nähe von Varrelbusch, unter staunenden Augen von Heeresoffizieren, eine triphibisch angelegte Operation durchgeführt. 30 Soldaten der Kompanie führten in einem Anflug einen Dämmerungssprung aus einer Noratlas aus, sickerten im Anschluss in Richtung Küste, um am dritten Tag der Übung die in Wilhelmshaven liegende Reserveflotte im Taucheinsatz anzugreifen. Ihr Erfolg blieb nicht unbemerkt. So wurden in den folgenden Jahren Angriffe auf verschiedene sicherheitsempfindliche Einrichtungen der Bundeswehr durchgeführt, die dadurch sensibilisiert wurden und daher ihre Abwehrmaßnahmen erhöhten.
In den Sechzigerjahren vollzog sich nicht nur in Europa ein militärischer Wandel. John F. Kennedy befahl die Neuausrichtung des U.S. Militärs. Im Zuge dessen wurden die U.S. Navy SEALs gegründet. SEAL ist das Kürzel für „Sea, Air, Land“. Es beschreibt, wie und wo die SEALs ihre operative Heimat finden sollten. Die Feuertaufe der SEALs, einer mit sehr viel Bedacht aufgebauten Einheit, sollte nicht lange auf sich warten lassen: der Vietnamkrieg.
Das Konzept der deutschen Kampfschwimmer war nun nicht mehr rein an einen Wasserauftrag gebunden. Vielmehr wurde das Element Wasser dazu genutzt, sich unbemerkt anzunähern, um anschließend Kampfaufträge an Land durchzuführen. Auch wurde das Element Luft einbezogen und Sprungverfahren entwickelt, die eine sichere Verbringung ermöglichten. Der Kampfschwimmer wurde zu einer „Triphibie“ und ist bis heute der Soldat mit dem breitesten Ausbildungsspektrum innerhalb der Kampfeinheiten der Bundeswehr. Mit diesem Konzept bildeten die Kampfschwimmer, bereits – anfangs der 1970er Jahre – die Grundbefähigungen für eine spätere Zuordnung zu den Spezialkräften ab.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) am 23. Mai 1949 aus den drei westlichen Besatzungszonen wuchs auch der Druck auf die Bundesregierung zu einer Wiederbewaffnung. Anstoß dazu lieferte ein Konflikt, der 15.000 Kilometer südöstlich des deutschen Staatsgebietes ausgetragen wurde: Der Koreakrieg.
Den Westmächten wurde bewusst, dass die Beteiligung Westdeutschlands – neben der Stationierung von Truppen und einer massiven Aufrüstung – notwendig ist. Nach geheimen Gesprächen mit Konrad Adenauer trafen sich durch ihn beauftragt 15 ehemalige Wehrmachtsoffiziere im kleinen Eifelkloster Himmerod. Einer der beteiligten ehemaligen Offizieren war Vizeadmiral Heye (der spätere Wehrbeauftragte des deutschen Bundestages). Die Tagung dauerte vom 5. bis zum 9. Oktober 1950. Ihr Ergebnis war die Denkschrift von Himmerod und damit eine der Grundlagen der Wiederbewaffnung Westdeutschlands.
Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Oktober 1954 zum Beitritt in die North Atlantic Treaty Organisation (NATO) eingeladen. Der Beitritt erfolgte als vollwertiges Mitglied am 6. Mai 1955. Am 12.November 1955 wurde die Bundeswehr als militärische Struktur innerhalb der BRD gegründet und die Bundesmarine ( am 2. Januar 1956) mit den ersten aus der Labor Service Unit stammenden Schiffen und Booten ausgerüstet.
Obwohl Teil einer „Atlantischen Marine“, sah man das Einsatzgebiet der zukünftigen westdeutschen Marine in Nord- und Ostsee. Hierfür wurde der entsprechende Kräftebeitrag abgeleitet. Die Marine wurde eindeutig als eine Bündnismarine konzipiert. Der strategische Schwerpunkt lag in der Ostsee und sah defensive sowie offensive Einsätze, einschließlich amphibischer Landungsunternehmen im Rücken einer möglichen russischen Front vor.
Der Punkt der Landungs- und Kommandounternehmen wurde durch Vizeadmiral Heye schwerpunktmäßig bearbeitet. Hier war es zum einen die Absicht, gegnerische Landungsunternehmen zur Sicherung ihrer Heeresflanken abzuwenden, zum anderen der Schaffung von Kräften für „Kommandounternehmen und Landungen weit im Rücken des russischen Front, um Kräfte zu binden, und Unsicherheit zu erzeugen“. (Peter Monte, Die Rolle der Marine in der Verteidigungsplanung für Mittel- und Nordeuropa von den 50er Jahren bis zur Wende 1989/90). Diese Planungen sollten innerhalb der deutschen Marine ein neues Kapitel eröffnen: Die Amphibik.
Wie in allen Teilstreitkräften der Bundeswehr waren auch in der Marine die Männer der ersten Stunde ehemalige Wehrmachtssoldaten. Jeder militärische Vorgesetzte musste eingehend geprüft werden. Wurde er als unbelastet eingestuft, konnte er in die Bundeswehr übernommen werden. Die Zweifel an dem aus der Wehrmacht übernommenen Personal wurde der jungen Bundeswehr oft von Seiten der Politik zum Vorwurf gemacht. Bundeskanzler Adenauer antwortete sinngemäß zu diesem Vorwürfen: Die NATO nehme ihm keine 18-jährigen Generäle ab.
Mit Bildung des Kommandos der Amphibischen Streitkräfte in Wilhelmshaven wurde die nötige Kommandostruktur für amphibische Landungen geschaffen. Es folgte bereits 1959 die Umbenennung des anfangs genannten Marine-Pionierbataillons in das Seebataillon, das aus einer Bootskompanie, einer Strandmeisterkompanie, einer Strandpionierkompanie sowie einer Stabs- und Versorgungskompanie bestand.
Einhergehend mit dem Aufbau der Amphibik wurde der Marineführung die Notwendigkeit einer Kampfschwimmereinheit bewusst. Zu diesem Zeitpunkt verfügte jede NATO-Marine mit amphibischen Kräften über eine solche Einheit. Das notwendige Wissen für eine solche Einheit war jedoch in der Marine kaum noch vorhanden und erschwerend kam hinzu, dass das deutsche Militär an dem Entwicklungsprozess der letzten zehn Jahre nicht teilgenommen hatte. Also woher das Wissen nehmen?
Nach Erkundigungen bei den NATO-Partnern erklärte sich Frankreich zur Unterstützung beim Aufbau einer solchen deutschen Einheit bereit. Warum Frankreich? Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde die Entwicklung der Ausrüstung und die Einsatzmöglichkeit der Kampfschwimmer von den Franzosen weiter getrieben. In ihrer Unterwasser-Forschungsarbeit unter Leitung von Jacques Cousteau entwickelten sie neue Tauchausrüstungen für militärische Zwecke.
„Wo findet nun ein neu entwickeltes System seine Bestätigung? Diese Möglichkeit bot den Franzosen der Indochinakrieg. Die Erfahrungen dieses Krieges bildeten nun den „“NAGEUR DE COMBAT“, der mit dem Kampfschwimmern des Zweiten Weltkrieges nicht mehr viel gemeinsam hatte. Früher lag das Einsatzgebiet des Kampfschwimmers nur im Wasser, jetzt ging der Kampfschwimmer auch an Land und operierte dort weiter.“ (KptLt a.D. Ulrich Wolfgang Sassen, Vortrag: Kampfschwimmereinsätze in der Vergangenheit – Erfolge in der Zukunft) Nachdem das Stammpersonal den sechsmonatigen Lehrgang von Januar bis Juli 1959 an der Tauchschule der französischen Kampfschwimmer im südfranzösischen St.Mandrier absolviert hatte – hierbei handelte es sich um WK II Kampfschwimmer, KptLt Günter Heyden und Maat Fred Langhans – wurde das benötigte Material angeschafft. Die Marine war somit bereit und die erste Ausbildung sollte in Deutschland durchgeführt werden. Als Ausbildungsort wurde die Insel Sylt gewählt. Der erste Kampfschwimmerlehrgang der Nachkriegsgeschichte begann unter Leitung von KptLt Völsch der fortan nur „Papa Völsch“ genannt wurde und OBtsm Walter Prasse am 1. Juli 1959 mit 13 ausgewählten Soldaten, drei Unteroffiziere und zehn Mannschaften. Einen Monat später wurde der erste Kampfschwimmerzug dem Seebataillon in Sengwarden mit Standorten in Eckernförde und Borkum unterstellt.
Das Fähigkeitsspektrum umfasste im Schwerpunkt vorerst die Spezialaufklärung des maritimen Umfeldes. Eingegliedert als Kampfschwimmerzug in die Strandmeisterkompanie übten und unterstützten die Kampfschwimmer amphibische Landungen, indem sie: Unterwasserlagebilder erstellten, Stranderkundung durchführten und zum Teil Strandmeisteraufgaben wahrnahmen. Die Kampfschwimmer trainierten hart, um das anfänglich neue Aufgabenfeld zu beherrschen und wurden schnell zu einem verlässlichen Mittel der Amphibischen Streitkräfte. Eigenständige Kampfaufträge waren jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehen. Die Vorbereitung von Landungsunternehmen war Schwerpunkt.
Die Aufstellung und Ausbildung einer Kampfschwimmereinheit war im Deutschland des Zweiten Weltkrieges ein Mittel in der Not. Die erfolgsverwöhnte Kriegsmaschinerie mit ihrem hochmodernen Großgerät und technisch führender Ausrüstung gab den Verfechtern der konventionellen Kriegsführung keinen Anlass entsprechende Kräfte aufzubauen. Das Heranrücken der alliierten Truppenspitzen an das Reichsgebiet machten die Not der strategischen Lage des „Dritten Reiches“ im letzten Drittel des Krieges offenkundig und führte, gepaart mit Versorgungsknappheit an Mensch und Material, zu einem Umdenken. Mit der Aufstellung der Kleinkampfmittelverbände (K-Verbände) und der darin integrierten Kampfschwimmer schuf die Kriegsmarine ein ebenbürtiges Gegenstück zu den „Brandenburgern“ der Wehrmacht als einen hoch mobilen und respektablen Gegner der „Anti-Hitler-Koalition“.
Nach dem Vorbild der X-Crafts der britischen Royal Navy bestand der technische Kern der Kleinkampfmittelverbände aus bemannten Einmanntorpedos und ebenfalls mit Torpedos bewaffneten Kleinst-U-Booten. Zur Verwendung kamen Einmanntorpedos vom Typ „Neger“ und „Marder“, sowie die größeren U-Boot-Typen wie „Biber“ und „Seehund“. Ebenfalls fanden Sprengboote Verwendung, die nach Absprung des Fahrers mit fixiertem Steuer auf das Ziel zuhielten.
Die Kampfschwimmer bildeten in K-Verbänden den personell kleinsten Anteil. Die erste Kampfschwimmerausbildung wurde Ende 1943 durch die Abwehrstelle (militärischer Geheimdienst) in Hamburg durchgeführt. Die Einheit war eine reine Kampfschwimmereinheit mit dem Namen: Marineeinsatzkommando (MEK). Den Anfang der Ausbildung machten 30 Freiwillige, darunter kriegserfahrene und hochqualifizierte Soldaten der Küstenjägerabteilung der „Brandenburger“. Die in MEK „Marco“ und „Marei“ gegliederte Einheit sollte Haftminenangriffe gegen Schiffe, Brücken und Schleusen durchführen. Mit der Aufstellung der K-Verbände (offizielle Bezeichnung ab dem 20. April 1944) wurden die MEKs zusammengefasst und von der Abwehr an die Kriegsmarine, die nun die Leitung sämtlicher maritimer Sonderaufgaben übernahm, überstellt.
Als Kommandeur des Kommandos der Kleinkampfverbände (K.d.K.) setzte das Oberkommando der Kriegsmarine (OKM) Konteradmiral Helmuth Heye ein. Konteradmiral Heye diente bereits im Ersten Weltkrieg auf U-Booten, wurde in die Reichswehr übernommen und war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Kommandant des Panzerkreuzers „Admiral Hipper“ der Kriegsmarine. Nach Kriegsende wurde er von 1961 bis 1964 Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages und hatte Anteil an der Denkschrift von Himmerod. Die erste Ausbildung von Kampfschwimmern in der Kriegsmarine begann erst 1944. Unter den ersten Soldaten befanden sich auch Olympiasieger sowie Rekordhalter, die zu diesem Zeitpunkt in Kiel trainierten und mit Vorführungen Werbung für die Kriegsmarine betrieben. Erster Ausbildungsort wurde ein kleines Appenin-Städtchen namens Valdagno. Hier befand sich ein damals modernes Schwimmbad und eine für Olympiaathleten vorgesehene Sportstätte. Diese Einrichtungen wurden ebenfalls durch die Kampfschwimmer der italienischen Marine mit dem Tarnname Decima MAS (10. Schnellbootflottille) genutzt. Im Anschluss verlegten die Soldaten zur weiteren Ausbildung auf die Insel Alga in der Lagune von Venedig.
Die Ausbildung wurde streng an das erbeutete Ausbildungskonzept der britischen „Commandos“, einer Sondereinheit, die hinter feindlichen Linien operierte, angepasst. Die hohe Qualität und umfassende Ausbildung wurde dadurch gewährleistet, dass die Wehrmacht fronterfahrene Ausbilder der Pioniere und Infanterie abstellte. „Sport wurde groß geschrieben, lautlose Selbstverteidigung musste“ (Einzelkämpfer auf See, Cajus Becker) jeder Soldat beherrschen. Als Hauptwaffe dienten Röhren mit 7,5 kg Sprengstoff, sogenannte „Sprengfische“ mit Zeit- oder Fahrstreckenzündern, um den Tauchereinsatz zu verschleiern. Zu ihrer Ausrüstung gehörten Dräger-Tauchgeräte, Gummianzüge, Chronometer, Kompass, Flossen oder Bleischuhe. Bereits im Juni 1944 waren die ersten 30 Soldaten fertig ausgebildet.
Der dritte Ausbildungsstandort war die SS-Junkerschule in Bad Tölz. Die Freiwilligen der Marine wurden aus Gründen der Geheimhaltung zwischen 22.00Uhr und 06.00Uhr morgens im dortigen Schwimmbadkomplex ausgebildet. Bemühungen, diese und letztlich auch alle Kampfschwimmer unter das Kommando der Waffen-SS zu stellen, wurden vom OKM, also direkt von Konteradmiral Heye, abgelehnt. Die ausgebildeten Soldaten wurden von Bad Tölz abgezogen.
Die größten Erfolge der Kampfschwimmer im Zweiten Weltkrieg wurden jedoch nicht im Meer oder in Häfen gegen Schiffe, sondern in Flüssen gegen Brücken erzielt. So wurden im September 1944 die besetzten Übergänge über die Orne und den Orne-Kanal, sechs Kilometer nördlich von Caen, eine Brücke über die Waal bei Nijmegen sowie eine Pontonbrücke über die Oder zerstört. Darüber hinaus fiel der Hafen Antwerpen durch die Sprengung eines Schleusentors der Kreuzschanzschleuse ca. ein viertel Jahr aus. Insgesamt wurden von 1943 bis 1945 nur 450 Kampfschwimmer ausgebildet, von denen jedoch lediglich 60 einsatzfähig waren.