Die geistigen und körperlichen Voraussetzungen sind die höchsten innerhalb der Bundeswehr. Zu Beginn steht die Tauglichkeitsstufe 1 (TA1), die schon bei der Musterung festgestellt wird. Ausnahmen werden bei TA 2 gemacht, die zum Beispiel bei kleiner Körpergröße vergeben wird. Neben bestandener Grundausbildung, der Bootsmannseignung – die am Zentrum für Nachwuchsgewinnung in Wilhelmshaven erworben wird – benötigt der zukünftige Kampfschwimmerschüler die erfolgreich bestandene/ gültige Taucher- und Kampfschwimmer Verwendungsfähigkeitsuntersuchung (TUKV). Diese ist eine fast eintägige Untersuchung am Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine in Kiel/ Kronshagen. Hier werden alle körperlichen Voraussetzungen ausgiebig geprüft (Augen-, HNO- Untersuchung, Blut- und Urintests etc.). Ebenfalls wird hier eine Druckkammerfahrt und ein Sauerstofftoleranztest durchgeführt. Gerade letzterer ist eines der häufigsten Ausschlusskriterien. Sauerstofftolerant ist man oder ist man nicht!
Im Anschluss erfolgt ein Gespräch mit dem Truppenpsychologen, der den Soldaten auf die notwendige Unbedenklichkeit prüft, die ebenfalls Voraussetzung für die Ausbildung ist. Die körperliche und die geistige Eignung ist die Grundbedingung für die Zulassung zur Ausbildung.
Erfüllt der Bewerber diese Voraussetzung, wird er von seiner Stammeinheit (im günstigsten Fall schon die Ausbildungsinspektion) zum Schwimmtaucherlehrgang am Einsatzausbildungszentrum Schiffssicherung der Marine in Neustadt/ Holstein kommandiert.

Voraussetzungen für den Schwimmtaucherlehrgang sind:

Bestandene TUKV/ 5000m Lauf in höchstens 25 Minuten/ 300m Kleiderschwimmen in höchstens 8 Minuten/ Mindestens 3 Klimmzüge/ Abtauchen (5m) und Heraufholen von zwei 5kg Ringen/ 25 m Streckentauchen/ Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze/ Erfüllter BFT (Basis Fitness Test)

In Neustadt wird der zukünftige Kampfschwimmerschüler zu einem professionellen Arbeitstaucher ausgebildet. Der Lehrgang ist anspruchsvoll, Witterung tägliche Tauchgänge und lange Belastungen erfordern eine robuste Gesundheit und Belastungsfähigkeit der Schüler. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erfolgt die Kommandierung/ Versetzung in die Ausbildungsinspektion. Dort wird folgende körperliche Leistungsfähigkeit abgeprüft:

Kampfschwimmer Eingangstest

5000m Lauf in höchstens 22 Minuten/ 1000m Kraul-Schwimmen in höchstens 24 Minuten/ mindestens 60 Sekunden Zeittauchen/ mindestens 30m Streckentauchen (mit Wende)/ mindestens 8 Klimmzüge im Ristgriff (Ristgriff: die Daumen zeigen zueinander)/ mindestens 15 Wiederholungen Bankdrücken mit 50Kg Gesamtgewicht.

WICHTIG: Diese angegebenen Leistungen des Eingangstests entsprechen der NOTE 4,0 (gerade bestanden)! Als Tipp sei hier erwähnt: Alle geforderten Leistungen sollten deutlich unter-/ überboten werden. Aufgrund der hohen noch anstehenden Belastung ist ein Scheitern ansonsten vorprogrammiert.
Erst mit diesem „Paket“ hat der Soldat die Eignung zum Kampfschwimmerschüler, also die Voraussetzung zur Kampfschwimmerausbildung erworben und kann die erste Phase, das 12- monatige Trainings- und Auswahlverfahren zur Selektion von geeigneten Kampfschwimmerschülern in Eckernförde beginnen.

LERNE LEIDEN OHNE ZU KLAGEN!

Das ist das Motto der Kampfschwimmerausbildung und besagt plakativ das Wesentliche. Von den Lehrgangsteilnehmern werden Mut, absoluter Leistungswille, Lernbereitschaft, geistige Flexibilität, Leidensfähigkeit, Bescheidenheit, Selbstvertrauen, Selbstdisziplin, Führungs- und Verantwortungsbewusstsein sowie Teamfähigkeit verlangt, um den zu Recht als “lang und hart” bezeichneten Weg zum “stillen Profi”, dem fertig ausgebildeten Kampfschwimmer, zu beschreiten. Nach den zentralen fünf Persönlichkeitseigenschaften, den „Big Five“ bedeutet dies:

Begeisterungsfähigkeit/ Selbstmotivation, um Fertigkeiten einzuüben und auch Durststrecken zu überstehen
Offenheit für neue Erfahrungen, um Wissen wie ein Schwamm aufzusaugen
Emotionale Stabilität, um in kritischen Situationen besonnen und umsichtig zu handeln
Gewissenhaftigkeit, um ein verlässlicher Teampartner zu werden
Verträglichkeit/ Teamfähigkeit, um die Stärke der Kampfschwimmer: das TEAM auszuspielen (Zwei sind einer und einer ist keiner!)

Gerne gesehen aus dem zivilen Bereich

sind Erfahrungen aus dem Vereinsleben wie zum Beispiel: im Schwimmverein. Dies sind gute Voraussetzungen für das Leben in einer militärischen Gemeinschaft. Kampfschwimmerschüler rekrutieren sich oft aus den Bereichen: der DLRG, Wasserwacht, DRK, also aus gemeinnützigen Organisationen. Es spiegelt ihre soziale Einstellung und profundes Wissen im Bereich des Sanitätsdienstes oder um das Element Wasser wieder. Taucherfahrungen oder das theoretische wie praktische bereichsspezifische Vorwissen, wie das Führen von Booten z.B. Navigation, helfen beim Grundverständnis und erleichtern den Einstieg in einigen Ausbildungsabschnitten. Ebenso ist Kampfsport gern gesehen. In der Bundeswehr existiert kein einheitliches Nahkampfsystem und die unterschiedlichen Nahkampf- und Kampfsporttechniken sind daher eine Bereicherung.

Gerne gesehen aus dem militärischen Bereich

ist eine Vorverwendung aus dem infanteristischen Bereich. Jäger- , Panzergrenadier- oder Sicherungstruppe für das taktische Verständnis oder das Leben im Gelände.
Für das Leben in der Kompanie und bei der Wahl der Spezialisierungen sind Vorverwendungen bei der Sanitäts-, Fernmelde- oder im Bereich der Aufklärungstruppe von Vorteil. Ausbildung und Erfahrungen im Bereich des Fernmeldewesens/ Kommunikation sowie Einsatz und Führung von UAV/ Drohnen sind – da fester Bestandteil von Spezialkräfteoperationen – vorteilhaft. Diese Spezialisierungen sind eine gewisse Garantie (auch bei grenzwertigem Alter und/ oder bei Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit), um in diesem Bereich bei den Spezialkräften zu verbleiben. Denn “Ruhedienstposten“ sind bei den Kampfschwimmern nicht vorgesehen.

Die dreijährige Ausbildung zum Kampfschwimmer ist neben der Ausbildung zum Piloten eine der längsten, teuersten und körperlich fordernsten Ausbildungen der Bundeswehr. Neben der körperlichen und geistigen Belastung ist der größte Herausforderer des Kampfschwimmerschülers das Element Wasser. Darin liegt der Unterschied zu allen anderen Ausbildungen, die in der Armee zu finden sind. Wasser zehrt, bewirkt Ängste und lehrt Demut!
Das in der Ausbildung gelehrte Wissen bewirkt, dass die Schüler lernen, die Eigenschaften des Wassers zu ihrem Vorteil zu nutzen und mit ständiger Kälte und Nässe umzugehen. Sie lernen die Ober- und Unterwasserströmungen, die Wetter- und Witterungszeichen, Wellen und Winddrift zu lesen und ihren Einsatz entsprechend zu planen. Kampfschwimmer leben auf, mit, im und unter Wasser. Das Wasser wird zum Verbündeten!
Ein weiterer Verbündeter ist die Nacht. Sie umgibt, schützt und verbirgt die Arbeit des Kampfschwimmers zu Wasser, zu Land oder aus der Luft! In der Ausbildung treten das Element Wasser und die Nacht vom ersten Tag an und zumeist gleichzeitig in das Leben des Kampfschwimmerschülers.

Wasser, Dunkelheit, Kälte und Nässe sind gleichzeitig auch große Stressoren; genannt sei auch hier die Angst vor dem Ertrinken, die automatisch von der Amygdala, dem Angstzentrum, gesteuert wird. Gemeinsam beeinflussen sie Denken und Handeln. Die Erfahrung hat gezeigt, dass solche Stressoren Menschen brechen können. Dies bewirkt, dass von Außen betrachtet, Ausbildungsteile als unmenschlich anmuten. Ein Beispiel: An Armen und Beinen gefesselt in der Nachtausbildung ins Wasser geworfen zu werden. Dies findet zwar kontrolliert und unter allen Sicherheitsvorkehrungen statt. Dennoch ist der Schüler auf sich allein gestellt. Besteht er diese Prüfung, so liegt darin ein enormer Motivationsschub und schafft Selbstvertrauen.

Grundsätzlich sind Ausbildungen auf ihrem Level, sei es nun die zum Kampfschwimmer, Fallschirmspringer oder Scharfschützen, nie schlecht! Dennoch lernt man in der Ausbildung nur die Grundlagen also Fähigkeiten und Fertigkeiten, die später gezieltes Agieren/ Handeln ermöglichen. Der Unterschied liegt dann in ihrer Interpretation und in der späteren Anwendung im Training oder Einsatz. Auch hier ein Beispiel: An der LL/ LTS Altenstadt lernen die Kampfschwimmerschüler den manuellen Fallschirmsprung, der sie nach Bestehen zu diesem Verfahren offiziell befähigt. In der Einheit springen sie jedoch mit vollständiger Tauchausrüstung aus einem Luftfahrzeug, führen einen perfekten Wassersprung in die offene See durch und gehen dann in einen dreistündigen Taucheinsatz. Bei diesem bringen  sie ungesehen eine Sprengladung an ein Schiff an, um im Anschluss an den unbemerkten Rückmarsch auf offener See, durch ein UBoot aufgenommen zu werden. Eine gute Ausbildung ist also die Grundlage, um später komplexe Abläufe umzusetzen.

In der Kampfschwimmerausbildung ist es der Wille der entscheidet: Der Wille zu lernen, die Beherztheit, die Persistenz, also die Ausdauer mit der ein Ziel verfolgt wird. Daran zeigt sich der Unterschied zum Bestehen und oder im Aufgeben. Der Schüler muss das Wissen aufsaugen wie ein Schwamm. Dann den Mut sowie das Geschick haben, es zur richtigen Zeit am richtigen Ort abzurufen und umzusetzen. Alle Kampfschwimmerschüler erhalten bei gleicher Anforderung die gleiche Ausbildung, nur einige stehen sie durch und andere – manchmal auch offensichtlich körperlich stärker – schaffen es einfach nicht. Warum das so ist!? Dazu gibt es nur Spekulationen!

Als Ausbildungsprinzip bleibt aber hier festzuhalten, was auch für die Kampfschwimmerausbildung gilt: Vom Einfachen zum Schweren!
Täglich werden geringe Abweichungen in das Bekannte/ Geübt eingebaut, die Situationen/ Lagen erweitert. Dies erfolgt jedoch in der Kampfschwimmerausbildung schneller, mit größerer Druckkulisse und einem weiteren Stressor: Ungewissheit!
Mit dieser Ungewissheit über den weiteren Ausbildungsverlauf, der nur für die Ausbilder und die Führung sichtbar einem klaren Plan folgt, müssen die Schüler leben lernen. Stressresistenz sowie positiver Umgang mit der Ungewissheit führen zu störungstolerantem und sicherem Agieren.

Der Schock des 11. Septembers 2001 machte nicht nur die Verwundbarkeit der westlichen Staats- und Gesellschaftssysteme deutlich, sondern zeigte auch die aktuelle Bedrohung, der die Politik und ihr Militär entgegen treten müssen. Die Marine schuf im Zuge der sicherheitspolitischen Entwicklungen und Diskussionen, die auf den Anschlag in New York folgten, einen einmaligen Verband innerhalb unserer Streitkräfte. Am 3. Juli 2003 wurde die Waffentauchergruppe aufgelöst und der Verband der Spezialisierten Einsatzkräfte Marine aufgestellt. Mit Stabs- und Versorgungselementen, der Kampfschwimmerkompanie, der Minentaucherkompanie, der Boardingkompanie und den damals in Kompaniestärke unterstellten Kräften für spezialisierte Marineoperationen sowie der Ausbildungsinspektion für die lehrgangsgebundene Ausbildung der Kampfschwimmer, Minentaucher und Boardingfunktionspersonal der Fregatten, sowie den vier unterstellten seegehenden Einheiten wurden hier Fähigkeiten zusammengeführt, die für die Auftragserfüllung der Flotte aber auch für die der Streitkräfte einmalig sind.

Die in den 1990-er Jahren noch außergewöhnlichen „Out of Area Einsätze“ der Bundeswehr sind für diesen Verband nun eine Selbstverständlichkeit. Seit Aufstellung bis zur jetzigen Stunde befinden sich immer Soldaten des Verbandes – in Trupp-, Team- und zeitweise in Einsatzgruppenstärke – im Einsatz.
Etwas später als ein Jahr nach Aufstellung dieses Verbandes erfolgte die sich bereits im Frühjahr 2004 abzeichnende Einleitung der Neuausrichtung der Führung der Streitkräfte auf strategischer und operativer Ebene. Durch die politische Leitung und militärische Führung wurde für Einsätze die strikte Trennung von herkömmlichen Kräften und Spezialkräften vorgegeben.

Mit Einrichtung des Referates „Einsatz Spezialkräfte“ im Führungsstab der Streitkräfte im September 2004 sowie der noch bis zum Ende 2004 geschaffenen konzeptionellen Grundlagen wurden diese Vorgaben umgesetzt. Mit der Aufstellung des Kommandos Führung Operationen von Spezialkräften (Kdo FOSK) am 15. März 2005 in Potsdam erfolgte dann die geforderte Schaffung der streitkräfte-gemeinsamen Führung von Einsätzen der Spezialkräfte auf der operativen Ebene. Weiterhin erfolgte die Festlegung innerhalb der Konzeption der Streitkräfte, in der sich die Marine mit den maritimen Spezialkräften, den Kampfschwimmern, beteiligt. Durch die in der Teilkonzeption Einsatz von Spezialkräften vorgegebenen Schwerpunkte werden ihre Verantwortlichkeit für Einsatzaufgaben auf den Gebieten „Retten und Befreien“ sowie maritime Einsätze und seewärtiger Anteil des Einsatzes von Spezialkräften konkretisiert.

Diese Festlegung der Führungsorganisation für den Einsatz von Spezialkräften unter Berücksichtigung der international gültigen Vorgaben beruht auf der MC 437 NATO Special Operations Policy. Ebenfalls berücksichtigt wurden die eingegangenen Verpflichtungen gemäß des NATO Defence Planning Process und European Headline Goal. Das bedeutet für die Spezialkräfte Marine auf nationaler Ebene: die Unterstützung des KSK im maritimen Umfeld, bei Einsatzaufgaben im Rahmen von „Retten und Befreien“ sowie im NATO und EU Rahmen mit den vorgegebenen Bereitschaftsgraden und Durchhaltefähigkeit. Hierdurch werden Umfang, Gliederung und Fähigkeiten vorgegeben ebenso wie die drei Vorgaben, die an eine Spezialeinheit gestellt werden:

a) Special Survellience and Reconissance
b) Direkt Action
c) Military Assistance

und für die Spezialkräfte der Marine unter der Nutzung von See/Luft/Land zur Infiltration und Exfiltration in das Einsatzgebiet.

Das Kommando FOSK schuf den Kampfschwimmern die nötige Führungsstruktur zur Durchführung von Spezialoperationen und ununterbrochener Operationsdurchführung befähigt. Es war das deutsche Pendant zum US Special Operations Command (USSOCOM) und für den Einsatz direkt dem Generalinspekteur unterstellt.
Das Kommando FOSK führte und stellte den Einsatzverbund der Spezialkräfte zusammen. Die zentralen Kräfte dieses Einsatzverbundes waren die Spezialkräfte vom KSK und Kampfschwimmern, die von Kräften zur Unterstützung verstärkt werden. Kräfte zur Unterstützung verfügen über Fähigkeiten und Nischenfähigkeiten, die Spezialkräfte aufbauorganisatorisch nicht besitzen. Erst mit dem Bereitstellen dieser Fähigkeiten durch Kräfte zur direkten taktischen und zur sonstigen Unterstützung wurde, im Sinne von Force enabling und Force multiplying, die beabsichtigte Wirksamkeit der Einsatz-Spezialkräfte erreicht. Die Marine fungierte somit in doppelter Hinsicht als Truppensteller. Zum einem stellte sie Kampfschwimmer als Spezialkräfte bereit, zum andern U-Boote, Flugzeuge, Schiffe, zur direkten taktischen oder sonstigen Unterstützung. Die Forderungen, die Kommando FOSK an die Spezialkräfte stellte, spiegelte sich auch in der Neudefinierung des Auftrages der Kampfschwimmerkompanie wieder.

Spezialkräfte sind gemäß Nato-Doktrin, EU-Policy und nationaler Konzeption für militärische Operationen vorgesehen, die wegen der Besonderheit des Auftrags, der Aufgabenerfüllung und der Bedeutung der Ziele nach anderen Grundsätzen und Verfahren durchgeführt werden müssen als die Einsätze herkömmlicher Kräfte. Übergeordnete Erwägungen können dabei verdeckte Einsatzverfahren und die Akzeptanz hoher Risiken erfordern. Aufgrund der hohen Anforderungen sind diese Kräfte personell besonders sorgfältig ausgewählt, speziell ausgebildet und gegliedert. Sie nutzen spezielle Ausrüstungen für die Aufgabenerfüllung und Auftragsdurchführung in ihren spezifischen Einsatzarten.

Spezialkräfte müssen die folgenden drei Einsatzarten abdecken:
Special Reconnaissance – Spezialaufklärung – Einsätze zur Gewinnung von spezifischen, klar definierten, zeitkritischen sowie gerichtsverwertbaren Informationen mit strategischer und operativer Bedeutung.
Direct Action – Direkter Einsatz – Kollateralschäden vermeidende offensive, zielgerichtete, räumlich und zeitlich eng umschriebene Einsätze, um Personen festzusetzen/zu befreien, Material/Einrichtungen in Besitz zu nehmen oder zu zerstören/beschädigen.
Military Assistance – Unterstützungseinsatz in Aufnahmestaaten – Militärische Einsätze zur mittelbaren oder unmittelbaren Unterstützung und zur Verbesserung der inneren und äußeren Sicherheit und Stabilität von Staaten.

Aufgrund dieses breiten Fähigkeits- und Einsatzspektrums werden Spezialkräfte als Instrument westlicher Sicherheitspolitik mit strategischer Bedeutung international, aber auch in den letzten Jahren innerhalb der bundesrepublikanischen Führung, gesehen. Festzuhalten gilt: Spezialkräfte der Bundeswehr sind auf der taktischen Ebene nur die Einsatzkräfte des KSK – Kommandosoldaten – und die Kampfschwimmer. Als kurios gilt festzuhalten, dass die Kampfschwimmer trotz ihrer Existenz seit 1959 erst 2006 – nach 47 Jahren – offiziell als Spezialkräfte der Bundeswehr anerkannt wurden. Am 01. April 2012 wurde das Kommando FOSK in das Einsatzführungskommando transformiert. Alle aktuellen Operationen werden nun von diesem geführt.

Heute werden durch die Kampfschwimmerkompanie spezifische Fähigkeiten zur Umsetzung der Einsatzverfahren im maritimen Umfeld bereitgehalten. Darüber hinaus sind sie für ausgewählte Einsatzverfahren wie maritime Spezialaufklärung, taktische Unterwasserangriffe und Opposed Boarding (VBSS/Visit Board Search and Seizure) befähigt. Ergänzend zu den Spezialkräften des Heeres stellt im maritimen Umfeld die Durchführung von Operationen zur Geiselbefreiung sowie zum Festsetzen besonders ausgewählter Zielpersonen sicher, indem sie mit auf Schiffen und auf See befindlichen Plattformen die Voraussetzungen für den Einsatz der Einsatzkräfte des KSK schaffen. Sie fungiert somit zusätzlich als amphibisches Bindeglied zwischen Heeres- und Marinekräften. Ihre Einsatzfähigkeit hat die Kompanie, geführt durch Kdo FOSK, mehrfach in den aktuellen Einsätzen wie ATALANTA, Operation Enduring Fredom in Afghanistan oder als Teil der International Security Assistance Force auch fernab vom Meer für die eigenen Kräfte als robuster, operativ sichtbarer oder unsichtbarer Beitrag der Deutschen Marine gezeigt.

Am 2. August 1990 drangen 100.000 irakische Soldaten in Kuwait in ein. Innerhalb weniger Stunden nach der Invasion verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 660, welche die Invasion verurteilte und den Rückzug der irakischen Truppen verlangte. Am 16. Januar 1991, einen Tag nach dem Stichtag der Resolution 678, die das Ultimatum zum Angriff gegen den Irak bildete, löste das gegen den Aggressor Saddam Hussein geschlossene Bündnis einen massiven Luftschlag aus. Am Abend des 17. Januar begann der landgebundene Teil der Operation Wüstensturm (Operation Desert Storm).

Als deutscher Beitrag wurden Kräfte der Marine (Operation Südflanke), unter ihnen ein Minenabwehrverband, zur Verstärkung der Südflanke der NATO ins Mittelmeer verlegt. Die Entsendung dieser Marineeinheiten gilt als der erste „Out-of-area-Einsatz“ der Bundeswehr. Am 06. März 1991, nach dem Ende der Kampfhandlungen, wurde der Minenabwehrverband schließlich in den persischen Golf entsandt, um zur Minenräumung vor der kuwaitischen Küste eingesetzt zu werden. Mit an Bord der Boote und Schiffe, Soldaten der Kampfschwimmerkompanie. Ihr Auftrag: Schutz des Verbandes sowie von wichtigen Einzelpersonen vor terroristischen Angriffen – im gesamten Einsatzspektrum.

Während die größten Teile der Kompanie im Einsatz gebunden waren, änderte sich ihr Unterstellungsverhältnis in Deutschland, was sich folgenschwer zeigen sollte: Der Verlust des Status „eigenständige Einheit“. Die Reform der Streitkräfte mit dem Weg in eine neue Marinestruktur bewirkte, dass am 2. Oktober 1991 das Seebataillon aufgelöst und die Waffentauchergruppe in Eckernförde aufgestellt wurde. Die Waffentauchergruppe wurde der Flottille der Minenstreitkräfte unterstellt. Sie bestand aus: dem Stabszug, einer massiv verkleinerten Kampfschwimmerkompanie, der Minentaucherkompanie, der neu gegründeten Ausbildungskompanie sowie den Booten Mühlhausen und Langeoog. Die Ausbildungskompanie gliederte sich in: den Kampfschwimmerausbildungszug, den Minentaucherausbildungszug und einem EOD/IEDD-Zug.

1994 sollte eine bis dato in der Flotte stark umstrittene und wenig geförderte Fähigkeit der Kampfschwimmer voll zum Einsatz kommen. Die Kampfhandlungen auf dem ehemaligen Staatsgebiet Jugoslawiens, die infolge der Abspaltung und Unabhängigkeitserklärung Sloweniens und Kroatiens ausgelöst wurden, bewegten die NATO zur Überwachungsaktion SHARP GUARD in der Adria.

Hier waren es die Kampfschwimmer, die den deutschen Beitrag an der MARITIME INTERDICTION FORCE, zur eigentlichen Überprüfung der Contact of Interest (Auffällige Schiffe) befähigten. „Boarding“ wurde nun zu einer dringend erforderlichen Fähigkeit, ohne die eine effektive Seeraumüberwachung nicht zu gewährleisten ist. Zwar konnte die Marine Schiffe stoppen, aber ein Prisenkommando (Boardingteam) bestehend aus bewaffneten Spezialisten, die über die nötigen Zugangsverfahren wie Fast Ropeing, Repelling (Luftlandeeinsatzverfahren) oder Eindringen mit Hilfe von Aufstiegshilfen verfügten, gab es nicht. Diese Fähigkeiten wurden einzig und vorausschauend bei den Kampfschwimmern auch gegen Widerstände ausgebildet und trainiert.

Die Weitsicht, mit der Kampfschwimmer diese Fähigkeit in den 1980er Jahren zur Perfektion brachten, sollte sich schließlich im scharfen Einsatz auszahlen. Dennoch konnte Aufgrund der begrenzten Unterbringungskapazitäten der eingesetzten Fregatten und Zerstörer nie ein ganzes Kampfschwimmereinsatzteam eingeschifft werden. Die Boardingrolle und Einschiffung von externem Personal wurde bei der Planung und Konzeption der Fregatten sowie Zerstörer nicht bedacht, da ein entsprechendes Konzept zu diesem Zeitpunkt nicht existierte. Stattdessen wurde ein Teil der Bordbesatzungen, zumeist Spezialisten für Navigation, Brückendienst und Maschine durch die Kampfschwimmer trainiert. Diese Personal wurde dann in einer zweiten Welle an Bord des Kontaktes verbracht und an den entsprechenden Positionen zur Überwachung und Kontrolle eingesetzt. Geradezu revolutionär war der Einsatz von Reserveoffizieren als ECLO, den Embargo Controll Liasion Officer. Dabei handelte es sich zumeist um ehemalige Zivilkapitäne, die sich mit der Papierlage von Frachtschiffen auskannten und somit die Teams unterstützen. Eine Initiative, die von den Kampfschwimmer initiiert wurde und aufgrund der Wissenslücke in diesem Bereich auch schnell Zustimmung und Umsetzung fand. Die Fähigkeit Boarding gaben die Kampfschwimmer gegen Mitte der 1990er Jahre an die Soldaten der Marinesicherung weiter, die den Auftrag später in Gänze übernahmen. „Um für diese Aufgabe gewappnet zu sein, wurde 2003 die Boardingkompanie der SEK M aufgestellt.“ (Norman Bronch, Ausbildung der Boardingsicherungssoldaten, Marine Forum 5-2012)

Ende März 1994 sollte, aufgrund des Beschlusses vom Bundeskabinett vom Dezember 1993, der seit Juli 1993 laufende Heereseinsatzes in Somalia beendet werden. Nach Einschätzung der Gefährdungslage wurde entschieden, dass die Evakuierung der Heeressoldaten per Luft abzulehnen sei. Dieser Auftrag musste somit von der Marine übernommen werden. Auch hier zeigte sich, dass die Marine über keine spezialisierten Soldaten zum Schutz von Schiffen verfügten. Also wurden die Kampfschwimmer eingesetzt, die zu diesem Zeitpunkt mit Speedbooten über die nötige Mobilität zum Schutz sowie mit viel Bedacht trainierten Scharfschützen über voll ausgebildete Counter Sniper – Scharfschützen, die gegen Scharfschützen operieren – verfügten. Ihr Auftrag: Schutz des Verbandes und Schutz von wichtigen Einzelpersonen vor (terroristischen) Angriffen. Die Evakuierung des Kontingentes per Seetransport erfolgte über den Hafen von Mogadischu. Die letzten Soldaten die Somalia verließen waren die eingeschifften Kampfschwimmer. 1994 waren alle Soldaten der Kompanie vollzählig im Einsatz gewesen.

Die Evakuierung deutscher Staatsbürger während des Völkermordes in Ruanda 1994 durch belgische Fallschirmjäger, ebenso die Evakuierung von 104 Botschaftsangehörigen und Zivilisten verschiedener Nationen am 14. März 1997 aus Tirana der Hauptstadt von Albanien, zeigten einen Mangel im Bereich der Rettung und Evakuierung deutscher Staatsbürger. Der Aufbau der Spezialkräfte des Heeres war das Kommando Spezialkräfte unter anderem eine der nötigen Reaktionen auf das grundsätzlich neue Aufgabenspektrum der Bundeswehr.

Die deutschen Streitkräfte befanden sich an einem Wendepunkt. Sie mussten sich von der Landesverteidigungs- zur internationalen Einsatzarmee entwickeln. Gerade Anfang der 1990er war die Kompanie durch Einbindung in Kontingente und lange Stehzeiten aufgrund der Größe der Einheit oder stellenweise der Einsatz als „911- Truppe“ für besondere Fälle eine große Herausforderung. Mangelndes Wissen um den Einsatz und die Einsatzverfahren von Spezialeinheiten, verbunden mit mangelndem Material, Verbringungsmitteln und Einsatzvoraussetzungen, brachten die Soldaten an den Rand der Leistungsfähigkeit. Die Umwandlung hin zur Einsatzarmee und der damit verbundene Lernprozess waren folgenschwer für die Kompanie.

Im Zuge des, innerhalb der Bundeswehr als „Friedensdividende“ bezeichneten Prozesses, verlor man das Interesse an dem offensiven Seekriegsmittel Kampfschwimmer. Ideen, die Kampfschwimmer der ehemaligen NVA zu integrieren, die Einheiten zusammenzuschließen (Da gerade die Fähigkeit zur Verbringung, in der NVA stark ausgeprägt war, und bis heute begehrt ist), oder zu einem maritimen Evakuierungsverband zusammenzuschließen, wurden schon im Keim erstickt.

Die „Friedensdividende“ führte in der Kompanie zu Einbußen. Die reduzierte Übernahme von Soldaten in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten führten zur Reduzierung der Einsatzkräfte auf fast 50 Prozent. Dies war so massiv, dass bis heute deutlich die Auswirkungen gerade im Bereich Soldaten mit Dienstgrad des Stabs- und Oberstabsbootsmanns zu sehen ist. Gliederung, Umfang und Ausstattung sowie die fehlende Unterstützungselemente reduzierten diese bis dato einmalige Fähigkeit der deutschen Streitkräfte auf ein Minimum.

Der Transformationsprozess der BUNDESWEHR in den 1990ern spiegelte sich auch in ihrem Auftrag wieder. Im Wortlaut:
„Durchführung von Einsätzen gegen gegnerische Hafen-, Küstenanlagen und schwimmende Einheiten;
Aufklären von gegnerischen Häfen, Küstenanlagen, Stränden und Reeden;
Lokalisieren, identifizieren und kennzeichnen bzw. sprengen von Unterwasserhindernissen;
Mitwirken bei der seeseitigen Absicherung von Hafenanlagen und schwimmenden Einheiten;
Mitwirken bei EOD/EOR- Einsätzen;
Erkunden und vermessen von Strand und Vorstrand.“

Infolge der Auflösung des Seebataillons im Oktober 1991 ist die Kampfschwimmerkompanie die einzige Kampfeinheit der Bundeswehr, die über amphibische Kenntnisse verfügt. Um dem nun defensiv orientierten Auftragsspektrum gerecht zu werden, trainierten die Kampfschwimmer vermehrt seegestützte Combat Search and Rescue (CSAR) Einsätze für Notfälle bei NATO- oder UN-Einsätzen.

Der damaligen SFOR Einsatz gilt als ein Beispiel, bei dem die Bundeswehr Tornados über den Staatsgebiet des ehemaligen Jugoslawiens zur Überwachung einsetzten. Bei einem möglichen Absturz hätten die Kampfschwimmer Unterstützung leisten können. Durch diese Einsatzmöglichkeit befähigen sie die Marine mit ihren Luftfahrzeugen und Schwimmenden Einheiten als einzige Teilstreitkraft, derartige Operationen eigenständig durchzuführen. Ebenfalls wurde die EOD-Fähigkeit/Kampfmittelbeseitigung gefördert. So stellte die Kompanie mehrfach Einzelpersonal (Feuerwerker) für Einsätze auf dem Balkan ab. Der Kampfschwimmer wurde „zu einem wichtigen Bindeglied, das zwischen hoch spezialisierten Geräten und deren Personal, als Ergänzung oder als eigenständiges Seekriegsmittel einsetzbar ist“. (Thorsten Mathesius, Die Kampfschwimmer, Zeitgerechte Antwort auf neue Herausforderung, Marine Forum 11-1992)