Kampfschwimmer sind ein Mythos. Über ihren Alltag ist nur wenig bekannt, aus gutem Grund: Sie operieren im Geheimen. Kampfschwimmer „Konstantin“ gibt es nicht wirklich – aber seine fiktive Karriere gibt uns einen Einblick in das Leben als Elitesoldat der Marine.
„Wir sind auch nur Menschen, allerdings mit einem sehr starken Willen“, sagt Konstantin. Der 25-jährige Oberbootsmann ist seit sieben Jahren bei der Bundeswehr. Schon lange hatte er den Wunsch, zu den Spezialkräften der Marine zu gehören.
Der Weg dahin war nicht einfach, die Durchfallquote in der Ausbildung liegt bei 70 Prozent. Bei den meisten scheitert es am Geist, an der inneren Haltung. Da hilft nur eines: „Niemals aufgeben. Das ist es, was den Kampfschwimmer auszeichnet.“ Im Gegensatz zur Sportlichkeit lässt sich diese Eigenschaft nicht trainieren, man muss sie mitbringen.
Konstantins Ausbildung hat drei Jahre gedauert. Nach der Grundausbildung an der Marineunteroffizierschule, die alle Bootsmannanwärter durchlaufen, geht es für den Kampfschwimmerschüler zum sechswöchigen Schwimmtaucherlehrgang. Danach beginnt ihre eigentliche Ausbildung in der „Gruppe Ausbildung“ des Kommando Spezialkräfte der Marine mit der stark fordernden „Hallenphase“. Besonders das Zeit- und Streckentauchen hatten Konstantin an seine körperlichen Grenzen gebracht, spezielle Wassergewöhnungsübungen – „mit dem Bleigürtel unter Wasser spazieren“, erinnert er sich – an seine mentalen Grenzen. Später kommt die Verwendung des Tauchgeräts dazu, dann das Training im „taktischen Tauchen“.
Wer hier besteht, kommt in den nächsten Abschnitt, zur Freiwasserausbildung. Zwölf Wochen lernte Konstantin das gleichzeitige Tauchen und Navigieren mit dem Kompass in der rauen, kalten Ostsee. Von Woche zu Woche wurden die Aufgaben komplexer – am Ende stand ihm ein Abschlussschwimmen über 30 Kilometer bevor. „Ein unglaubliches Gefühl, wenn man am Ende den Strand in Eckernförde erreicht hat“, erzählt Konstantin. „Hier haben schon die Kameraden aus der Kompanie gewartet. Da freut man sich riesig über die eigene Leistung und ist motiviert für die weitere Ausbildung!“
Hat man diesen Abschnitt bestanden, warten weitere, anstrengende, aber auch spannende Lerninhalte auf die Anwärter. Dazu gehört die Landkampfausbildung, bei der man den Umgang mit unterschiedlichen Handfeuerwaffen, Funkgeräten und Fahrzeugen lernt. Aber auch Sanitätslehrgänge – jeder Kampfschwimmer ist „Combat First Responder Bravo“, quasi ein ausführlich ausgebildeter „Einsatzersthelfer“ der Spezialkräfte. Und natürlich eine Fallschirmspringerausbildung: Dafür war Konstantin nicht nur im bayerischen Altenstadt, sondern auch in den USA.
Irgendwann während der Ausbildung kommt jeder an den Punkt, an dem es nicht mehr weiterzugehen scheint. Hier entscheidet sich: „Ziehe ich durch oder gebe ich auf?“ „Die Kameraden helfen einem, und man muss immer an das Ziel denken“, weiß Konstantin aus eigener Erfahrung.
„Der spannendste Teil der Ausbildung war für mich auf jeden Fall eine kombinierte Übung in Norwegen“, erinnert sich der junge Zeitsoldat. „Mit Kajakeinsatz und Schießtraining an Land. Das war im Herbst und die Trainingsbedingungen waren einfach optimal. Dazu noch die sensationelle Landschaft. Die vier Wochen sind wie im Flug vergangen.“
Nach seiner Ausbildung wurde Konstantins Traum wahr: Er kam in die Einsatzkompanie. Die letzten Jahre, geprägt von Entbehrungen und zeitlicher Abwesenheit, aber auch glücklichen Momenten hatten sich endlich ausgezahlt. Mehr als einmal war er dafür weit über seine Grenzen hinausgegangen. „Die Ernennung zum Kampfschwimmer werde ich nie vergessen. Ab da habe ich offiziell dazu gehört! Nun konnte ich mich endlich im Team beweisen.“
Jeder neue Kampfschwimmerunteroffizier spezialisiert sich weiter, zum Beispiel als Rettungssanitäter oder Funker. Konstantin hatte schon in der Ausbildung gemerkt, wie technikaffin er ist und beschlossen, sich in der „Optronischen Spezialaufklärung“ zu spezialisieren. „Dafür habe ich verschiedene Foto- und Bildbearbeitungslehrgänge besucht. Die Dauer der Spezialisierungen ist bei jedem unterschiedlich.“
Mit dieser Fachausbildung ist Konstantin nun für Aufklärungsaufträge zuständig. Mit seiner Fotoausrüstung kann er aus einem Versteck zum Beispiel Gegner ausspähen und diese Informationen dann an seine Operationszentrale weiterleiten.
Quelle: PIZ Marine, Fotos: Bundeswehr/Archiv