Nach dreijähriger Ausbildung ist es dann soweit: Die Ernennung zum Kampfschwimmer.Der neue Kampfschwimmer bekommt in einer schlichten Zeremonie „sein“ Abzeichen, zusammen mit „seiner“ Ernennungsurkunde, „seinem“ Kampfschwimmerschein und „seiner“ Kampfschwimmernummer verliehen. Er wird offiziell in die Gemeinschaft der Kampfschwimmer aufgenommen; eine Gemeinschaft die – in 55 Jahren dieser Fähigkeit – nur knapp 300 Soldaten zählt. Mit dem „Abmelden“ des Soldaten aus der Ausbildungsinspektion und der „Meldung“ in die Kampfschwimmerkompanie unter den Augen aller aktiven Kampfschwimmer wird die Ernennung abgeschlossen. Offensichtlich spiegelt diese einfach Zeremonie das Ende der Ausbildung wieder.
Für den „New Guy“ beginnt nun eine prägende Phase. Wie in jeder Kompanie muss auch er sich seine „Sporen“ verdienen. Grundlagen, die in der Ausbildung gelernt wurden, werden nun permanent in komplexen Lagen abgefragt. Mitdenken und Handeln im Rahmen des Teams sowie mit seinem Vorgesetzten wird erwartet. Eigenständigkeit, Umsichtigkeit für auftragsbezogenes Vorgehen, offene Augen und Ohren, also Konzentration aller Sinne auf die Gesamtlage, sind das Rüstzeug um sich erfolgreich im Teamrahmen zu bewegen.
Noch ohne Spezialisierung (Siehe Kapitel Beispiel für Spezialisierung) werden die „New Guys“ als Maschinengewehrschützen/ Gunner im Team eingesetzt. Eine Verwendung die gerade körperlich fordernd ist, aber Mitdenken abverlangt. Denn Maschinengewehre sind auch bei den Spezialeinheiten Schwerpunktwaffen. Sie dienen z. B. als Schweigewaffen zur Überwachung oder im Ausweichdrill zum Niederhalten. Trotz charakterlicher Streuung einer Flächenwaffe arbeitet der Kampfschwimmerschütze mit ihnen punktuell und hochpräzise.
Traditionsgemäß – wie auch in den SEAL Teams üblich – werden alle und zumeist „unangenehmen“ Job´s durch die New Guys übernommen. So ist es zum Beispiel üblich, dass sie die Reinigung des Gebäudes, der Teamzimmer, das Packen von Ausrüstung etc. übernehmen. Dabei stehen sie unter Beobachtung durch den dienstältesten Team-Unteroffizier, der registriert, ob sie diese Jobs gerne und gründlich machen. Solche Jobs formen nicht nur den Charakter, sie zeigen ihn auch!
Die New Guys verdienen sich in dieser Zeit einen Spitznamen, der sie über ihre ganze militärische Karriere „verfolgt“ und sie auch schützt. Es ist keine Besonderheit sondern wird in jeder Spezialeinheit so betrieben. Soldaten können somit im Einsatz angesprochen werden, ohne dass ein Klarname fällt und der Identitätsschutz verletzt wird.
Wie angedeutet, ist das Leben für den New Guy aufregend, sie sind zumeist die ersten am Morgen und die letzten am Abend. Sie müssen das Wissen und die Erfahrungen wie ein Schwamm aufsaugen und lernen, lernen, lernen! Die Operations- und Trainingsfrequenz, die zeitlich bei ca. 200 Tagen Abwesenheit vom Standort + Einsatz liegt, wird wegen ihnen nicht verlangsamt. Abläufe, die nicht „sitzen“, müssen unter „Eigenregie“ zusätzlich geübt werden; die Pausen, die das Team einlegt, eignen sich ideal dafür; alternativ steht auch die Zeit nach dem Dienstschluss zur Verfügung! Die Entscheidung über den Verbleib des Soldaten im Team sowie über die Spezialisierung trifft der Teamführer.
Ist der Kampfschwimmer geeignet, wird ihm eine Spezialisierung zugeteilt. Dabei werden Wünsche und Können des Soldaten bedacht. Es gilt: Was man gern macht, macht man gründlich! Je nach Spezialisierung werden die Soldaten auf nationale und internationale Lehrgänge geschickt. Berufssoldaten durchlaufen meist mehrere Spezialisierungen. Als Beispiel werden Fernmelder oft „Forward Air Controller“. Bei den Spezialisierungen ist es „normal“ das ein Kampfschwimmer, wenn er auf einen Lehrgang geht, ihn auch besteht und ihn als oder unter den Besten abschließt!
Beispielgebend dafür ist die „auffällige“ Anzahl an Kampfschwimmer-/Anwärtern, die als Bootsmann des Jahres von der Marine ausgezeichnet wurden. Diese Motivation ist schon intrinsisch, also eigenmotiviert, denn auch bei den „Wenigen“ gilt, dass nur „die Besten“ Berufssoldat werden. Diese Tatsachen zeigen den Anspruch, den die Kompanie an jeden einzelnen Soldaten stellt und spiegelt ebenso das Niveau von Spezialkräftepersonal, das für Einsätzen bereit steht, wieder. Dieses Niveau ist bewusst hoch, denn Fehler verzeiht die Einsatzrealität nicht.
In der Kompanie herrscht ein lockerer, aber respektvoller Umgang. Es wird sich mit Vornamen, „Du“ oder mit Spitznamen angesprochen. Die Dienstgradstruktur ist existent, jedoch zählt die Erfahrung gerade bei Planung und Durchführung von Operationen. Diese Leistung, Eignung und Befähigung bewirken, dass z.B. Phasen der Operation von geeigneten Unteroffizieren geplant und geführt werden. Hierbei handelt es sich besonders um solche Phasen, die eine Spezialisierung erfordern. Beispielsweise sei die „Medical Evacuation“ genannt, die vom Team Medic (Rettungssanitäter) in Zusammenarbeit mit den dazu notwendigen Stellen geplant und im Fall der Fälle durchgeführt wird. Dennoch gilt im Hinblick auf die Gesamtsituation: Verantwortung ist unteilbar! Egal wie der Ausgang eines Trainings oder einer Operation ist, die Offiziere/ Teamführer tragen die Verantwortung.