Interview mit Kampfschwimmer und Autor von Military Fitness, Torsten Schreiber.

Der Kampfschwimmer Torsten Schreiber hat gemeinsam mit Andreas Aumann das Buchprojekt „Military Fitness“ umgesetzt. Körperliche Fitness und geistige Flexibilität sind die Grundvoraussetzungen für Soldaten in Spezialeinheiten. Dies gilt nicht nur in der Ausbildung, sondern erst recht für den alltäglichen Dienst und nicht zuletzt im Einsatz. Die momentane Crossfit oder Freeletics Welle, bei der viele Übungen aus dem militärischen Alltag übernommen wurden, zeigt die Entwicklung, dass diese Fitness auch im Zivilen gewünscht ist. Stark, schnell, ausdauernd, beweglich sind Schlagworte und wünschenswerte Fähigkeiten. Das Buch „Military Fitness“ zeigt wie man diese Fähigkeiten erlangen und Grundlagen für seinen ganz persönlichen Weg legen kann.

Als Kampfschwimmer war Torsten Schreiber nicht nur in Einsätzen, sondern konnte sein erworbenes Wissen später auch als Ausbilder an junge Kampfschwimmerschüler weitergeben; Wissen, das er selber in mehr als zehn Jahren aktivem Dienst in der Kampfschwimmerkompanie erworben hat. Wie man nun effektiv trainiert, können wir alle endlich nachlesen, aber uns von KSA.DE interessiert, was Torsten Schreiber bewegt hat und wie er zu den Kampfschwimmern gekommen ist.

KSA.DE: Kampfschwimmer sind ein Mythos mit nun 56jähriger Geschichte in der Bundeswehr. Wie sind sie auf die Idee gekommen Kampfschwimmer zu werden? Hat Sie dieser Mythos angezogen? Thorsten Schreiber

Torsten Schreiber: Ja, auf jeden Fall! Einer von sehr wenigen zu sein, wer träumt nicht davon? Da ich als Jugendlicher schon Wettkampfschwimmer war und mit 16 Jahren zum Triathlon wechselte, war die sportliche Grundlage schon früh gelegt. Mein Interesse wurde jedoch 1998 durch ein Werbevideo über die Kampfschwimmern geweckt. Mit 23 Jahren bewarb ich mich für zwölf Jahre bei der Bundeswehr mit dem klaren Ziel: „Kampfschwimmer zu werden“. Ich verzichtete damit auf eine Festeinstellung als Industriemechaniker. Aber manchmal muss man etwas riskieren, um seinem Glück etwas näher zu kommen.

KSA.DE: Wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus?

Torsten Schreiber: Ich bin als Mannschafter/ Bootsmannanwärter in die Marine eingetreten und habe zuerst den Unteroffizierslehrgang 1 in Plön, sowie die Schwimmtaucherausbildung in Neustadt absolviert. Mitte des Jahres begann dann die Kampfschwimmerausbildung mit der Hallenphase, gefolgt von der Freiwasser- und Taktikausbildung. Während meiner Dienstzeit durchlief ich viele Lehrgänge, Übungen und Manöver. Mittlerweile muss man ca. drei Jahre Ausbildung investieren bis zur lang ersehnte Abzeichenverleihung. Später dann die Spezialisierung in der Kompanie. Meine war der Breacher und Feuerwerker. Also alle sprengtechnischen Angelegenheiten. 2013 verließ ich die Bundeswehr als Hauptbootsmann. Als Highlights würde ich die Einsätze sehen, aber auch die vielen Übungen und Manöver, welche stets unser Können im internationalen Vergleich bestätigten und uns zeigten, dass sich all der Schweiß und die Entbehrungen über Jahre letztendlich voll ausgezahlt haben.

KSA.DE: Sport spielte für Sie immer eine zentrale Rolle in ihrem Leben, wie war es vor dem Militär und was hat sich dort geändert?

Torsten Schreiber: Das ist richtig. Eigentlich war es immer das Wichtigste für mich. Als Kind war es der Schwimmsport, bis ich bemerkte, dass ich auch ein ganz passabler Läufer war. Daher der Sprung zum Triathlon. Ich liebe die Abwechselung und habe immer auch andere Hobbies nebenbei ausgeübt, immer nur eine Sportart ist mir zu langweilig. Neben dem Klettern, Leichtathletik und Motorrad fahren habe ich auch immer sporadisch Ballsportarten wie Fußball, Basketball und Volleyball gespielt. Da Krafttraining fast jeden Sport optimiert, habe ich auch diesem Sport mehrere Jahre gewidmet. In den letzten Jahren habe ich hauptsächlich Kraftausdauer trainiert. Dennoch meine große Liebe ist und bleibt der Triathlon. Über den Langdistanztriathlon legte ich auch die Grundlagen, um den berüchtigten SwimRun ÖTillÖ in Schweden mit einem akkuraten 15. Gesamtplatz zu beenden. Auch den Tough Guy in England habe ich ganz passabel gefinished. Geändert hat sich während meiner aktiven Zeit als Kampfschwimmer in Hinblick auf den Sport eine ganze Menge. Die Zeit wurde knapp, da wir stets viele Monate im Jahr unterwegs waren. Daher blieben oft „nur“ das Military Fitness und ein paar Joggingläufe pro Woche. Doch genau dieses Training hat den Körper mit relativ wenig Aufwand fit gehalten. Letztlich entstand hier auch die Idee zum Buch. Also mit den gegebenen, oft einfach nur geringen Mitteln eine hohe Effektivität zu erzielen.

KSA.DE: Was würden sie anderen raten, die einen ähnlichen Weg einschlagen wollen?

Torsten Schreiber: Ich würde denen Raten, die diesen Weg einschlagen wollen, sich alles ganz genau zu überlegen. Sie sollten sich vernünftig informieren und ggf. ein Truppenpraktikum absolvieren das jeder beim Personalwerbetrupp des Kommando Spezialkräfte der Marine absolvieren kann. Man sieht dann schnell, ob dieser Weg der Richtige ist. Denn der Weg ist hart, die Familie leidet unter der langen Abwesenheit und es kann zu lebensgefährlichen Situationen kommen.

Schon im Auswahllehrgang werden die Eingangsleistungen abgefragt und optimiert. Falls man scheitert wäre die Enttäuschung sehr groß. Und diejenigen, die unvorbereitet und halbherzig in die Ausbildung gehen werden ebenfalls scheitern. Wenn man sich aber dafür entscheidet und natürlich auch erfolgreich ist, ist es der beste „Job“ der Welt. Das Teamgefüge, die Ausbildung, das Material und das Kennenlernen der ganzen Welt sind einmalig. Ich würde mich vernünftig Vorbereiten und mit Herzblut an die Sache gehen, dann steht dem Ziel nur noch der innere Schweinehund im Weg und diesen kann man bezwingen.

KS FitnessKSA.DE: In Ihrem Buch stecken letztlich mehr als 50 Jahre Erfahrung in der Ausbildung von Kampfschwimmern. Diese Erfahrungen wurden von Kampfschwimmer- Generation zu Kampfschwimmer- Generation weiter gegeben und sie entwickeln sich ständig weiter.

Wem würden sie das Buch ans Herz legen und würden sie selbst nach diesem Buch trainieren?

Torsten Schreiber: Einige Übungen baue ich regelmäßig in mein Training mit ein. Ich kann das Buch nur jedem ans Herz legen, der sich als Anfänger oder Fortgeschrittener neuen Herausforderungen stellen möchte, dem tristen Fitnessstudio- Alltag entfliehen, seine persönlichen Grenzen verschieben oder ganz einfach Spaß am variantenreichen Training und Military Fitness hat.

Das Buch wurde allerdings nicht geschrieben, um sich gezielt für die Kampfschwimmerausbildung vorzubereiten. Hierzu sollte man die geforderten Anforderungen kennen und genau diese trainieren. Das Buch beinhaltet erweiternde Grundlagen die zur Vorbereitung auf die Kampfschwimmerausbildung genutzt werden können. Aber die Basics wie Laufen, Schwimmen und das reine Krafttraining sollten im Vordergrund stehen. Dazu habe ich gezielt das Taschenbuch „Kampfkräftig“ veröffentlich.

KSA.DE: Das Buch hat im deutschen Sprachraum bis dato ein Alleinstellungsmerkmal! Noch nie hat ein ehemaliger deutscher Soldat, der dazu noch zu einer der ältesten Spezialeinheit der Bundeswehr gehört, auch nur etwas annähernd ähnliches geschrieben. Sie ermöglichen damit einen einmaligen Einblick! Was hat sie letztlich bewegt dieses Buch zu schreiben?

Torsten Schreiber: Mein Co- Autor Andreas Aumann und ich verbindet eine langjährige Freundschaft. Nachdem jeder seinen eigenen beruflichen Weg gegangen ist, haben wir uns wieder gesehen und festgestellt, dass wir beide dem Sport auf unterschiedliche Art und Weise treu geblieben sind. Wir bemerkten, dass unsere verschiedenen Sportarten eines gemeinsam haben, sie konnten im Military Fitness kombiniert werden. Wir hatten einfach Spaß daran, unser Wissen aus dem Sport, dem militärischen Bereich sowie der Idee aus dem Einsatz – mit wenigen Mitteln effektiv zu trainieren – zu kombinieren. Der Rest war Fleiß!

KSA.DE: Verraten Sie eigentlich Geheimnisse?

Torsten Schreiber: Da muss ich sie leider enttäuschen. Das findet in keiner Weise statt. Der Grund ist, dass ich niemals Geheimnisse wie z.B. Taktiken, Einsatzgrundsätze oder kompanieinterne Interessen verraten würde. Ich würde eventuell das Leben meiner ehemaligen Kameraden gefährden. Das ist mir einerseits nicht erlaubt und andererseits könnte ich so etwas mit meinem Verständnis von Kameradschaft und Treue zu diesen nicht vereinbaren.

KSA.DE: Unsere letzte Frage und sie vergeben unsere Neugier: Werden weitere Bücher folgen?

Torsten Schreiber: Weitere Bücher sind denkbar. Das Trainingstaschenbuch für Spezialkräfteanwärter, in Zusammenarbeit mit Spartanat Gear Mag ist bereits 2022 erschienen. Mal sehen wie es weiter geht.

KSA.DE: Noch ein Nachklapp: Würden sie es nochmals tun, ich meine den Weg zum Kampfschwimmer einschlagen?

Torsten Schreiber: Wenn ich die Zeit noch mal zurück drehen könnte, würde ich diesen Schritt jeder Zeit wiederholen. Die Zeit in der Kompanie war die schönste, interessanteste und abwechslungsreichste Zeit meines Lebens. Geändert hätte ich eventuell, dass ich im Vorfeld eine infanteristische Ausbildung genießen würde, wie zB: Fallschirmjäger, Fernspäher oder Marinesicherung und mich aus dieser Verwendung heraus als Kampfschwimmer bewerben würde. Der Vorteil, den ich sehe ist, dass ich dann schon etwas Erfahrung im gesamten militärischen Bereich hätte, bevor ich einer Spezialeinheit beitrete.

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